Landkreis darf nicht länger untätig bleiben

Zu den heute veröffentlichten verbesserten Förderbedingungen des Landes für den Mietwohnungsbau erklären die havelländischen Kreistagsabgeordneten Andrea Johlige und Tobias Bank von der Linksfraktion:

“Das Land hat erkannt, dass es bei der Förderung von sozialem Wohnraum besser werden muss. Die neuen Förderbedingungen sind dabei ein wichtiger Schritt. Gerade im Speckgürtel fehlt es an sozialem Wohnraum. Kinder, die aus den Einfamilienhäusern ihrer Eltern ausziehen und im Havelland bleiben wollen, finde entweder keine oder keine bezahlbare Wohnung. Für alleinstehende ältere Menschen, die sich wohnungstechnisch verkleinern wollen, sieht es nicht besser aus.”

“Jedoch darf sich der Landkreis nicht aus der Verantwortung stehlen und weiterhin untätig bleiben, wenn er jungen Menschen eine Perspektive geben und attraktiver Arbeitsort sein möchte. Der Landkreis sollte eigene finanzielle Förderanreize für die kommunalen Wohnungsbauunternehmen schaffen und gezielt Genossenschaftsmodelle fördern, um sozialen Mietwohnungsbau zu realisieren”, schlagen die beiden Elstaler vor.

Vier Beispiele, warum der Landkreis ein Interesse an eigenen Förderanreizen haben sollte:

Verlust von Steuereinnahmen
Ein Großteil der Mitarbeiter*innen von Karls Erlebnisdorf in Elstal wohnt in Berlin, weil vor Ort kein sozialer und bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist. Das heißt, auch die Einkommenssteuer wird dort und nicht im Havelland gezahlt.

Mehr Verkehr auf den Straßen im Havelland
Mindestens ein Logistikunternehmen im Havelland muss mit Reisebussen seine Mitarbeiter*innen anfahren lassen, da vor Ort Gehalt und Miete in keinem vertretbaren Verhältnis stehen bzw. gar kein bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist.

Weniger Geld für die Binnennachfrage im Havelland
In einigen Wohngebieten im Havelland, zum Beispiel in Elstal, läuft die in den 1990er Jahren festgelegte Sozial- oder Belegungsbindung aus. Für die Mieter*innen bedeutet das Kostensteigerungen von bis zu 20 Prozent. Und das alle drei Jahre. Geld, was sie nicht fürs Kino in Falkensee, für den Italiener in Wustermark oder für ein Konzert in Ribbeck ausgeben können.

Die Jugend zieht weg
In Buchow-Karpzow und Dallgow-Döberitz gibt es für erwachsen gewordene Kinder mit Familienwunsch keinen Mietwohnraum. Ihnen bleibt nichts übrig als wegzuziehen.

Hintergrund:
Das Land Brandenburg fördert ab sofort Wohnungsbaugesellschaften und –genossenschaften noch stärker für Projekte des sozialen Wohnungsbaus. Bislang wurde der Neubau von Wohnungen mit bis zu 1.800 Euro/qm Wohnfläche unterstützt, ab sofort sind es bis zu 2.500 Euro/qm Wohnfläche. 350 Euro/qm werden davon als Zuschuss gewährt, der Rest als zinsgünstiges Darlehen. Bei der Modernisierung und Instandsetzung von Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindung, wird der Höchstbetrag von 1.100 Euro/qm auf bis zu 1.800 Euro/qm Wohnfläche mit zinsgünstigen Darlehen angehoben.