Besuch in der Unterkunft für yezidische IS-Opfer in Bad Saarow

Ich habe gestern in Bad Saarow die Unterkunft besucht, in der die vom IS verfolgten Yezid*innen, die Brandenburg aufgenommen hat, untergebracht sind. Fast drei Stunden habe ich mit dem Leiter der Unterkunt, Heern Kiffer, einer Sozialarbeiterin und je einer Vertreterin des Landkreises Oder-Spree und des Sozialministeriums über die ersten fünf Monate des Aufenthaltes und der dabei auftretenden Probleme ausgetauscht.

Die Umsetzung des Beschlusses des Landtages zur Aufnahme von yezidischen IS-Opfern in Brandenburg hat eine lange Vorgeschichte. Nach dem Beschluss des Landtages hat es fast drei Jahre gedauert bis die Landesregierung den Beschluss endlich umgesetzt hat und die ersten Frauen nach Brandenburg gekomme sind. Es war ein zähes Ringen des Landtages mit der Landesregierung, unter anderem reisten mehrere Abgeordnete in den Nordirak, wir haben Yezid*innen in den Landtag geholt, es gab mehrere Debatten im Landtag dazu usw. Hier im Blog habe ich mehrmals dazu berichtet (hier, hier, hierhier und hier). Seit ca. 5 Monaten sind nun die ersten Menschen in Brandenburg angekommen. Nach dieser Zeit schien es mir sinnvoll, mir vor Ort ein Bild zu machen, wie es den Menschen geht, welche Erfahrungen bereits in der Arbeit gemacht wurden, welche Bedarfe es gibt und welche Probleme zu lösen sind.

In der Unterkunft in Bad Saarow sind aktuell 60 Personen, darunter fast 30 Kinder, untergebracht, die im Rahmen des Aufnahmeprogramms nach Brandenburg gekommen sind. Bei weiteren 13 Personen steht die Einreise kurz bevor. Der Träger der Einrichtung – die Caraitas – bemüht sich sehr mit dieser besonderen Gruppe zu arbeiten und ihren Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Unterstützung bekommen sie dabei vom Verein HAWAR.

Da es sich um IS-Opfer mit furchtbaren Erfahrungen handelt, ist ein recht hoher Bedarf an psychologischer Betreuung und psychiatrischer Behandlung vorhanden. Aber auch bei der gesundheitlichen Versorgung besteht – auch angesichts des Ärztemangels in der Region – Handlungsbedarf. Und nicht zuletzt gestaltet sich die Integration in Schule und Kita nicht ganz einfach, was bei der Schule an geringen Vorkenntnissen und bei der Kita vor allem an fehlenden Plätzen liegt.

Insgesamt wurde deutlich, dass alle Beteiligten großes Engagement bei der Ausgestaltung des Programms und der Betreuung der yezidischen IS-Opfer zeigen. Ich werde weiter darum kämpfen, dass dieses Aufnahmeprogramm gut ausgestattet wird und Brandenburg sich noch stärker engagiert und weitere Frauen und Kinder aus dem Nordirak, die Opfer der Terrororganisation IS wurden, aufnimmt.